Hallo ihr Lieben,
eigentlich wollten wir euch als nächstes einen Beitrag zu unserer unglaublich tollen Wanderung des „Tongariro Crossing“ um den Schicksalsberg von Herr der Ringe und unserer Überfahrt durch die Cook Strait und die herrlichen Marlborough Sounds auf die Südinsel hinterlassen. Gerade fehlt uns aber die Muse dazu, aber wir wollen euch diese herrliche Landschaft trotzdem so bald wie möglich zeigen. Uns geht es soweit ganz gut, unsere Nerven sind etwas strapaziert, aber zum Glück ist sonst alles in Ordnung. Das Erdbeben war wohl das schlimmste seit 2009 und es ist auch immer noch nicht ganz vorüber. (Für alle, die es noch nicht gehört haben, es gab ein heftiges Erdbeben der Stärke 7,8 in Neuseeland, das sich auf beide Inseln ausgewirkt hat, und wir waren ganz in der Nähe des Epizentrums.) Gerade vorhin wackelte es wieder dreimal hintereinander recht stark.
Heute ist auch, wie angekündigt, ein herrlicher Sommertag, den wir leider nicht wie geplant bei den Walen, Delfinen und Albatrossen verbringen können. 🙁 Aber Hauptsache, niemand kommt weiter zu Schaden. Wir sind extra am Sonntag auf die Fähre, da das Wetter davor und danach sehr stürmisch angekündigt war, und die, die mich kennen, wissen ja, wie ich Bootsfahrten so vertrage. *argh*
Na ja und zugegeben, eigentlich wollten wir schon seit einer Woche auf der Südinsel sein, verharrten aber beim Tongariro wegen schlechtem Wetter (zum Glück, denn wer weiß, wo wir sonst gewesen wären), bis der erste tolle Tag seit 2 Monaten uns einen unglaublichen Tag bescherte. Wir waren jedenfalls total glücklich über die problemlose und ziemlich ruhige Überfahrt, denn ich hatte echt Angst, in den Bauch eines Schiffes zu fahren. Zufrieden kamen wir dann auf der Südinsel an und es fühlte sich so an, als wären wir in einem anderen Land gelandet. Unsere Route hier war schon grob geplant und wir überlegten, ob wir in Picton campieren oder schon weiter Richtung Kaikoura fahren wollen, wo wir heute dann eine Walbeobachtungstour machen wollten. Wir entschieden uns für einen kostenlosen Spot kurz vor Blenheim, direkt die Flussmündung neben uns und das Meer im Rücken. Sehr schön….
Kurz nach 23.00 Uhr schlummerten wir herrlich ein, so müde, weil wir wegen der Fähre schon 05.30 Uhr aufgestanden sind. Nach etwa einer Stunde wurden wir dann unsanft geweckt und dachten, da wackelt jemand an unserem Auto. Schnell wurde uns klar, dass dies ein Erdbeben ist. Anfangs noch ein Schwanken, ging es dann in ein extrem heftiges Rütteln des Autos über und wir hatten solche Panik, da wir genau neben dieser Mündung standen und vor Dunkelheit nichts sehen konnten. Wir versuchten in die Fahrerkabine zu kommen, aber das Schaukeln machte es fast unmöglich voranzukommen, vor allem hatten wir Angst, dass uns etwas auf den Kopf fällt oder wir ihn uns irgendwo stoßen oder das Auto in den Fluss rutscht, da die Erschütterung echt heftig war. Irgendwann schaffte ich es zum Glück nach vorn und konnte sehen, dass wir noch in gleicher Position standen und nicht zum Fluss gerutscht waren. Wir warteten, bis das Beben schwächer wurde und fuhren dann erst einmal ganz langsam diese herrliche Schotterpiste mit übelsten Schlaglöchern zum Anfang, da man, wenn ein Beben länger als 1 Minute andauert und wenn man sich nicht richtig vorwärts bewegen kann, vom Meer weg soll, wegen Tsunamigefahr. Es war übelst viel los auf den Straßen und wir fuhren da lang, wo die meisten reinfuhren, und kamen zu einer Kirche, wo eine Dame mit Warnweste hektisch telefonierte. Sie sagte uns, dass wir irgendwo auf einen Hügel sollen oder nach Blenheim. Da wir uns hier ja nun überhaupt nicht auskennen, fuhren wir erst einmal nach Blenheim, wo wir zwei Polizisten trafen, die meinten, es gebe keine Tsunamigefahr und wir können uns bei der iSite (Touristeninfo) hinstellen. Hier kam dann auch eine ganze Familie an, die aus ihrer Wohnung geflüchtet war, und die Frau meinte, dass sie sowas heftiges noch nicht erlebt hat und voller Panik ihre Kinder geschnappt hat, um das Haus zu verlassen. Sie meinte, hier sei man ganz sicher. Nachdem wir dann eine Weile standen, noch ein heftiges Nachbeben kam und wir mit der Familie zu Hause kommunizierten, wurde dann doch eine Tsunamiwarnung rausgegeben. Also fuhren wir einfach drauf los, irgendwohin ins Landesinnere, bis zu einer Stelle, wo schon einige am Straßenrand hielten. Hier verharrten wir dann bis zum Morgen. Die Strecke, die wir fahren wollten, ist nun komplett dicht, Kaikoura ist abgeschnitten durch Erdrutsche und kaputte Straßen und wir sind heilfroh, nicht gleich hingefahren zu sein und hoffen, dass es allen gut geht. Unsere Route ist jedenfalls dahin und wir werden nun umplanen müssen. Wir checkten gestern dann auf einem Campingplatz bei Blenheim ein und das Wetter tat auch noch sein Übriges mit Dauerregen und Sturm. Immer wieder bebt es. Es sind schon über 800 Nachbeben verzeichnet, wir hoffen, dass es sich bald beruhigt. Wir halten euch jedenfalls auf dem Laufenden. Bis auf Schock und ein paar blaue Flecke, die ich mir beim Klettern in die Fahrerkabine zugezogen habe, geht es uns gut und heute lacht die Sonne, als wäre nichts geschehen. Wir haben auch mit einigen Leuten gesprochen und unsere lieben Nachbarn von gestern, sie kommen aus dem Süden (Dunedin), waren jedenfalls abends recht entspannt.
Viele Grüße nach Deutschland